In schwierigen Zeiten an die Vergangenheit erinnern

Es war kein Vorhaben für Langschläfer, das sich gut 30 Schüler und Schülerinnen aus den Jahrgängen 9 und 10 zusammen mit Frau Pruß und Herrn Siebert am 20. Oktober vorgenommen hatten. Ein Besuch der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide ist mit einer langen Anfahrt verbunden, und so trafen sich alle bereits um 6.00 Uhr morgens an der Schule. Nach ca. 4 Stunden Busfahrt erreichten sie die Gedenkstätte, wo sie von zwei Betreuerinnen in Empfang genommen wurden.

In einem vorbereitenden Treffen erfuhren die Schüler und Schülerinnen, wie wichtig Bergen-Belsen für unsere Geschichte ist. Mehr als 50.000 Menschen, die meisten davon Juden, kamen hier in den Jahren 1944-45 ums Leben, viele auf grauenvolle Art und Weise. Anschließend erlebten die Schüler die Gedenkstätte selbst: zunächst das Außengelände (leider regnete es in Strömen), auf dem in vielfältiger Weise an die Geschichte des Ortes erinnert wird, und wo auch eine Gedenk-Stele für Anne Frank errichtet wurde. Sie war die mit Abstand berühmteste Gefangene von Bergen-Belsen.

Sodann erkundeten sie das 2015 eröffnete Dokumentationszentrum. Bilder, Texte, Videos, Tonaufnahmen vermitteln hier zumindest eine Ahnung davon, wie entsetzlich die Lagererfahrung für die Gefangenen gewesen sein muss. Etwas enttäuscht waren alle, dass sie für eine vertiefte Betrachtung der Ausstellung etwas zu wenig Zeit hatten. Denn um 15 Uhr ging es bereits wieder zurück nach Solingen, wo alle wohlbehalten gegen 19 Uhr eintrafen.

Die meisten Teilnehmer nahmen einen tiefen Eindruck von der Gedenkstätte mit. Einige Zitate aus den Reflexionen, die die Schüler und Schülerinnen verfasst haben, bringen das zum Ausdruck:

„Schon der Eintritt in das Gelände war bedrückend, man spürte sofort eine unbeschreibliche Atmosphäre. … Die Fotos und die persönlichen Geschichten der Opfer, die wir drinnen (im Museum) sahen, berührten uns zutiefst. Es war schwer zu glauben, dass so viel Grauen an diesem Ort stattgefunden hat. … Es brach mir das Herz, die Interviews dieser Menschen zu hören, die das durchlebt hatten, aber es brachte mich auch zum Nachdenken. … Der Ausflug vermittelte uns nicht nur die Geschichte, sondern erinnerte uns auch daran, wie wichtig es ist, gegen Hass und Diskriminierung einzustehen, damit solche Ereignisse nie wieder geschehen.“

„Die immens große Anzahl an Opfern stellt eine geradewegs kaum vorstellbare Zahl dar. …
Für mich bleibt es gleichwohl noch immer unfassbar, wie es geschehen konnte, dass Menschen anderen Menschen solch ein grausames Leid zufügen konnten. … Ich finde es daher umso wichtiger, dass wir unsere Demokratie nicht für etwas Selbstverständliches ansehen, sondern bereit sind, diese auch zu verteidigen.“

„Ich finde, so ein KZ sollte jeder Schüler mal besichtigt haben, da ich die Vermutung habe, dass sich viele der Ernsthaftigkeit dieses Themas nicht bewusst sind. Und nur so, indem wir solche Ausflüge machen, werden wir die Geschichte nicht vergessen und auch nicht wiederholen.“

„Es wird mir im Gedächtnis bleiben, wie wichtig es ist, die Erinnerung an die Betroffenen aufrechtzuerhalten und aus der Vergangenheit zu lernen. Der Besuch hat mich sehr zum Nachdenken gebracht und ich bin auch sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, die Gedenkstätte Bergen-Belsen zu besuchen.“

„Mein Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen war eine zutiefst bewegende Erfahrung, die in mir unvergessliche Eindrücke hinterlassen hat. … Als ich davor (den Massengräbern) stand, überkam mich eine tiefe Traurigkeit. Diese Menschen hatten Familien, Träume und Hoffnungen, die hier brutal ausgelöscht wurden. … Die Eindrücke waren herzzerreißend und zugleich wichtig, um die Bedeutung des Erinnerns und das Engagement für Frieden und Toleranz zu betonen. …
Der Besuch von Bergen-Belsen hat mir verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Geschichte zu kennen und sicherzustellen, dass solche Gräueltaten nie wieder geschehen. Es war eine schmerzhafte, aber unverzichtbare Erfahrung, die mich dazu ermutigt, die Erinnerung an die Opfer zu bewahren und für eine bessere, friedlichere Welt einzutreten.“

„Was ich in Bergen-Belsen gelernt habe, kann man in keinem Geschichtsbuch nachlesen, man muss es einfach selber erlebt haben …“

„Am meisten hat mich der Umgang mit … den Toten bewegt. Man hat unschuldigen Menschen ihre Rechte und Würde genommen, nur, weil sie Juden waren und nicht in Hitlers Ideologie gepasst haben. Ich finde es gut, dass versucht wird, ihnen im Nachhinein einen Teil ihrer Würde durch den Erhalt von den Gräbern, Gedenksteinen und Mahnmalen zurückzugeben.“

„Mich hat beeindruckt, dass Leute nach vielen Jahren darüber sprechen konnten und Interviews geführt haben, also, dass sie so stark waren während der ganzen Zeit.“

„Die schiere Menge der Namen, die an den Gedenksteinen aufgeführt waren, hat mich sprachlos gemacht. Auch die persönlichen Geschichten und Zeugnisse von Überlebenden und Hinterbliebenen haben einen tiefen Eindruck hinterlassen. Im Gedächtnis wird mir vor allem das Hören der Geschichten einiger Überlebenden bleiben. Ihre Erzählungen von Leid, Verlust und gleichzeitigem Überlebenswillen haben mich tief berührt. Es war beeindruckend zu hören, wie sie trotz der unvorstellbaren Umstände ihre Hoffnung auf ein friedliches Leben bewahrt haben. Die Geschichten werden mir im Gedächtnis bleiben und dienen als Mahnung, wie wichtig es ist, uns gegen Ungerechtigkeit und Intoleranz zu engagieren, damit solche Schrecken nie wieder geschehen.
Der Besuch in Bergen-Belsen war ein zutiefst bewegender und bedeutungsvoller Tag.“

Insgesamt war es eine aufwändige Aktion, aber lohnende Erfahrung. Wir werden diese Exkursion fest in unser Schulprogramm aufnehmen. Die Fachschaft Geschichte wird sie auch in den kommenden Jahren für interessierte Schüler und Schülerinnen der Jahrgänge 9 und 10 anbieten.